„Ostjuden: Bürger, Kleinbürger, Proletarier – Geschichte einer jüdischen Minderheit im Ruhrgebiet“ – Buchvorstellung in Oberhausen

Am Donnerstag, dem 22. März, findet um 19 Uhr in der VHS Oberhausen (Langemarkstraße 19-21, 46045 Oberhausen, Raum 330a) der zweite Vortrag der Reihe „Nationalsozialismus im Überblick. Eine Vortragsreihe der Gedenkhalle auf Tour durch Oberhausen“ statt. Nachdem vor vier Wochen der Sammelband “Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas” vorgestellt wurde (siehe hier), präsentiert diesmal Ludger J. Heid seine Forschung über „Ostjuden. Bürger, Kleinbürger, Proletarier. Geschichte einer jüdischen Minderheit im Ruhrgebiet“.

Seit den 1880er Jahren gelangten infolge russischer Pogrome Hunderttausende Juden nach Deutschland, vor allem in die Ballungsgebiete. Während des 1. Weltkriegs gelangten zigtausende Ostjuden als Rüstungsarbeiter ins rheinisch-westfälische Gebiet. Allein 4.000 arbeiteten als Kumpel unter Tage, wo sie sozusagen ihren „Schabbes“ feierten. In sozialer, politischer, kultureller und religiöser Hinsicht war das Verhältnis zwischen den sog. Ostjuden und deutscher Umgebungsgesellschaft schwierig, zum Teil vergiftet. Auch die deutsch-jüdischen Glaubensbrüder verhielten sich den ostjüdischen Zuwanderern gegenüber ablehnend. Im Oktober 1938 wurden Tausende Ostjuden in der ersten Massendeportation Nazi-Deutschlands des Landes verwiesen: diese sog. „Polenaktion“ war zugleich die unmittelbare Vorgeschichte des Novemberpogroms, der unter dem Namen „Reichskristallnacht“ unrühmlich in die deutsche Geschichte eingegangen ist. Die Geschichte der Ostjuden in Deutschland im Allgemeinen und im regionalen Raum im Besonderen ist auch eine Leidensgeschichte, über die kein Gras wachsen, die keine historische „Patina“ ansetzen darf.
Seit Ende der 1980er Jahre ist durch die Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion in Deutschland ein neues Judentum entstanden: Die „neuen“ Ostjuden haben ein neues Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte aufgeschlagen.

Der Historiker, Literaturwissenschaftler und Publizist Ludger J. Heid hat zahlreiche Publikation zur deutsch-jüdischen Beziehungs- u. Literaturgeschichte und zum Ostjudentum verfasst, ist freier Mitarbeiter u.a. bei der Süddeutsche Zeitung, DIE ZEIT und Jüdische Allgemeine. Er ist Mitherausgeber der Judacia-Reihe des Campus-Verlages Frankfurt.

Ludger J. Heid: Ostjuden. Bürger, Kleinbürger, Proletarier. Geschichte einer jüdischen Minderheit im Ruhrgebiet. Klartext Verlag, Essen, 2011, 713 S.

 

Einen Überblick über die Vortragsreihe gibt es in diesem Beitrag und auch hier auf H-Soz-Kult.

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