TV-Vorschau 29. Oktober – 4. November 2011
Neues im deutschen Fernsehen zum Thema Geschichte:
Samstag, 29. Oktober
- Eine Kulturgeschichte des Kaufhauses präsentiert Arte um 20.15 Uhr: „Wünsche werden wahr – Die Entstehung des Kaufhauses“. „Die moderne Konsumgesellschaft nimmt im 19. Jahrhundert mit einem Pariser Kaufhaus Gestalt an. Aristide Boucicaut (1810-1877) gilt als Erfinder des Warenhauses. Das Geschäft ‚Bon Marché‘, 1838 eröffnet und 1848 von Boucicaut übernommen und in großem Rahmen ausgebaut, wird schon bald in Großbritannien von Harry Selfridge und Richard Sears nachgeahmt. Im ausklingenden 19. Jahrhundert führen diese findigen Geschäftsleute mehrere revolutionäre Neuerungen ein: Schnellkredit, Warenumtausch beziehungsweise Warenrückgabe mit Gelderstattung, Schaufenster, Werbemaßnahmen und die elegante Frauentoilette in Standardgröße. Gelüste werden offen ausgelebt und der Kaufrausch zur treibenden Kraft des Kapitalismus.“
- Auf Phoenix wird die ZDF-History-Folge: „Mythos Wunderwaffen“ wiederholt. „Im Frühjahr 1943, wenige Wochen nach der Niederlage von Stalingrad, setzte NS-Propagandachef Goebbels den Mythos von den ‚Wunderwaffen‘ in die Welt. Tatsächlich gründete die großspurige Ankündigung neuer, kriegsentscheidender Waffentechnik auf den Forschungsergebnissen deutscher Ingenieure. Doch die Düsenjäger, Raketen und Marschflugkörper, die in den folgenden Monaten zum Einsatz kommen sollten, waren militärisch wirkungslos. Was den Deutschen als ‚Wunder‘ verkauft wurde, verbreitete in erster Linie Terror – bei denen, die damit beschossen wurden, und bei den Sklavenarbeitern, die sie herstellen mussten und dabei zu Tausenden ihr Leben ließen.“
Sonntag, 30. Oktober
- Hape Kerkeling ist um 19.30 Uhr im ZDF wieder „Unterwegs in der Weltgeschichte“. Im zweiten Teil heißt es: „Ewiges Rom. Vom Aufstieg zum Untergang des Römischen Reiches“. „Wie ist aus einer kleinen Siedlung am Tiber ein Riesenreich entstanden, das den Lauf der Welt beeinflusst hat wie kein anderes? In kaum 700 Jahren schafften es die Römer, sich von einem Hirten- und Fischervolk zu Weltenherrschern hochzuarbeiten. Aber Hape Kerkeling stellt fest: Rom ist nicht nur Vergangenheit. Was damals entstand, prägt noch immer unsere Gegenwart. Wir alle in Europa haben die Baukunst, die Verwaltung und vor allem das Rechtssystem von den schlauen Römern übernommen – ganz abgesehen von den Münzen, der Schrift und dem Latein, das damals zur Weltsprache wurde.“
- Arte startet um 20.15 Uhr einen Themenabend zur Person Albert Schweitzers. Er beginnt mit dem biographischen Spielfilm „Albert Schweitzer“ (Deutschland, Südafrika 2009), dem um 22.05 Uhr die Doku „Albert Schweitzer – Anatomie eines Heiligen“ folgt.
- Aus der Reihe „Geschichte Mitteldeutschlands“ strahlt der mdr heute die Folge „Die Brockenhexe – Hetzjagd an der Elbe „ aus (20.15 Uhr). „Es ist die Zeit kurz nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, der auch um die Religion geführt wird. Hunger und Seuchen drohen. Allgemeine Unsicherheit macht sich breit. Bald brennen überall im Land die Scheiterhaufen. Vor allem Frauen fallen den erbarmungslosen Hexenjägern zum Opfer. Auch die Schweinemagd Maria Kleinecke aus Groß Salze an der Elbe wird im September anno 1619 vor Gericht gestellt. Der Film erzählt ihre Geschichte und rollt den Fall rund 400 Jahre später neu auf.“
- Die Unterwasserarchäologie des Mittelmeeres steht im Mittelpunkt der Doku „Das Geisterschiff“ von Johannes Höflich und Jo Angerer auf Phoenix um 20.15 Uhr. „Um die Schiffe, die Nachschub für Rommels Kriegsmaschinerie nach Afrika bringen sollten, ranken sich Legenden: Tausende Tonnen Artilleriemunition waren an Bord, Sprit für Rommels Panzer sowie Hunderte Fahrzeuge waren auf der Ladeliste verzeichnet. Doch die ‚Reichenfels‘ und ihr Konvoi kamen nie in Afrika an. Gegen 12 Uhr an jenem 21. Juni 1942 griffen englische Torpedoboote und Flugzeuge den Frachter an und versenkten ihn. Das Geheimnis der ‚Reichenfels‘: Was war an Bord? Seit kurzem haben italienische Taucher die genaue Position der ‚Reichenfels‘ ermittelt. Jetzt plant der Historiker und Tech-Taucher Horst Dederichs eine wissenschaftliche Expedition zu den Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg. Dederichs ist einer der bekanntesten Tief- und Forschungstaucher Deutschlands.“ — Um 21 Uhr schließt sich die Doku von Kamil Taylan „Tauchfahrt in die Antike. Versunkene Schiffe in der Ägäis“ an. „Auf dem Grund der Ägäis liegen die geheimnisvollen Zeugen einer fernen Vergangenheit: die Überreste uralter Schiffe, die einst im gefährlichen Meer zwischen den Küsten Griechenlands und der heutigen Türkei kreuzten. Sie zerschellten an den Klippen, kenterten im Sturm, wurden in Kriegen versenkt. Jedes einzelne Schiff erzählt eine Geschichte, die kundige Forscher lesen können. […] Der Film von Kamil Taylan ist eine spannende Entdeckungsreise, die uns die Vergangenheit auf ungewöhnliche Weise näher bringt. Und zugleich ein Bericht über eine Wissenschaft, die mit ihren abenteuerlichen Tauchgängen den Alltag ferner Zeiten auf farbige Weise in die Gegenwart rückt.“
- Zu später Stunde (0.15 Uhr) spricht Volker Panzer im Nachtstudio des ZDF mit Heinrich August Winkler. Motto: „Erklär mir die Welt!“ „Gerade ist Heinrich August Winklers zweiter Band seiner auf drei Bände angelegten ‚Geschichte des Westens‘ erschienen. In seinem Buch geht es um die Zeit zwischen 1914 bis 1945. Er beschreibt wie kein Zweiter seines Fachs, warum die Welt so geworden ist, wie wir sie erleben.“
Montag, 31. Oktober – Reformationstag
- Der „Fernsehfilm der Woche“ im ZDF handelt von „John Rabe – Der gute Deutsche von Nanking“. „1937. Seit knapp 30 Jahren lebt der Hamburger Kaufmann John Rabe mit seiner Frau Dora in der damaligen chinesischen Hauptstadt Nanking. Er leitet die dortige Siemens- Niederlassung und ist Mitglied der NSDAP. Die Firmenleitung seinem Nachfolger zu übergeben und nach Berlin zurückzukehren, fällt ihm schwer. China ist ihm ans Herz gewachsen, und er weiß, dass er hier ein Mann mit Einfluss ist.“ – Um 23.40 Uhr folgt die passende Doku zum Spielfilm „John Rabe – Die Dokumentation“. „Ein Anhänger Hitlers als Lebensretter? In Chinas alter Hauptstadt Nanking vollzieht sich Ende 1937 die heute fast vergessene Wandlung des deutschen Kaufmanns und NSDAP-Miitglieds John Rabe. Japanische Truppen hatten kurz zuvor Nanking erobert und nach Schätzungen bis zu 300.000 Einwohner der Stadt ermordet.“
- Phoenix stellt an diesem TV-Abend kirchen- und reformationsgeschichtliche Themen in den Mittelpunkt des Programms. Um 20.15 Uhr heißt es „Himmel, Hölle, Fegefeuer. Dem Teufel auf der Spur“. Der Film von Daniel Sich und Carsten Gutschmidt „erzählt, wie aus dem düsteren Jenseits der Antike, wie es schon Römer und Griechen kannten, der ‚feurige Pfuhl‘ der Christen wurde. Erst Martin Luther, dessen Wurf mit dem Tintenfass nach dem Teufel zur Legende wurde, ersetzt die alte Vorstellung vom strafenden Gott und findet damit den Weg aus der Hölle, die einst auch von der Kirche erschaffen wurde.“ — Im Anschluss läuft um 21 Uhr das Porträt „Thomas Müntzer – Der Satan von Allstedt“ von Matthias Schmidt und Dirk Otto. „Der Film geht der Frage nach, wie aus dem hoffnungsvollen Aufbruch ein verhängnisvoller Untergang wurde und aus dem Idealisten Müntzer eine tragische Figur, ein Faust der frühen Neuzeit, einer, der ‚Gutes will und Böses schafft‘. Gedreht wurde an Originalschauplätzen wie etwa in Allstedt, Frose, Zwickau, Prag, Wittenberg und Mühlhausen.“
Dienstag, 1. November – Allerheiligen
- Der Kinofilm „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ (USA, Deutschland 2008) mit Tom Cruise kommt ins ZDF (20.15 Uhr). Der Inhalt dürfte hinlänglich bekannt sein: „Der Film schildert die Ereignisse zwischen März 1943 und dem 20. Juli 1944 dramaturgisch verdichtet wie in einem Brennglas. Dabei konzentriert er sich auf die handelnden Personen und deren Antrieb, führt in den inneren Kreis des nationalsozialistischen Systems. Um die amerikanisch-deutsche Koproduktion gab es in Berlin übrigens viel Medienrummel. Selbst Dreharbeiten im Bendlerblock, im SS-Staat Sitz des Oberkommandos des Heeres, heute Teil der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, direkt angrenzend an das Bundesministerium der Verteidigung, wurden dem Team nach einigem Hin und Her schließlich erlaubt.“ — Die Doku zum Kinofilm läuft dann im Anschluss um 22 Uhr im ZDF: „Stauffenberg – Die wahre Geschichte“.
- Der mdr präsentiert um 20.45 Uhr „Hitlers Geheimnisse in Thüringen“ „Zum Ende des II. Weltkriegs war keine Region Deutschlands so durchsetzt mit geheimen Anlagen wie Thüringen. Mehr als 70 solcher Anlagen wurden bis heute entdeckt. Nazi-Gauleiter Fritz Sauckel forcierte seit 1943 den systematischen Ausbau des Landes zu einem Schutz- und Trutzbezirk, in dem sich 1945 alles konzentrierte: Ministerien und Dienststellen des Dritten Reiches, geheime Schatzdepots und weitläufig in die Berge gesprengte Rüstungsfabriken. Hier wurde fieberhaft an Wunderwaffen gegen die drohende Niederlage geforscht und gebaut – von Raketen über Atomwaffen bis zu Düsenflugzeugen. Vieles geriet nach Kriegsende in die Hände der Alliierten oder wurde zerstört, geraubt und weiter geheim gehalten. Bis 1989 gelangte wenig an die Öffentlichkeit über dieses düstere Kapitel deutscher Geschichte in Thüringen. Vieles ist auch heute noch unentdeckt und unerforscht, noch immer bleiben Rätsel und Spekulationen.“
Mittwoch, 2. November
- „Der Spion vom Pariser Platz – Wie die Amerikaner von Hitlers Giftgas erfuhren“ (Arte, 20.15 Uhr). „Mit dem Granulat Zyklon B, das hochgiftige Blausäure freisetzt, ermordeten die Nazis unzählige Menschen. Getestet wurde die verheerende Wirkung des vom Frankfurter IG-Farben-Konzern produzierten Zyklon B bereits 1941 an Kriegsgefangenen. Die streng geheimen Informationen über die Giftgasproduktion in Deutschland wurden schon früh an die Amerikaner verraten. Die Dokumentation des amerikanischen Journalisten Scott Christianson und seines deutschen Kollegen Egmont R. Koch untersucht in diesem Zusammenhang die Rolle des deutschen Wirtschaftsberaters Erwin Respondek.“
- Im Anschluss folgt um 21 Uhr auf Arte die Doku „Kongo Müller – Eine deutsch-deutsche Geschichte“. Es geht dabei um den Einsatz deutscher Söldner unter der Leitung des ehemaligen Wehrmachtsoffiziers Siegfried Müller in den sechziger Jahren im Kongo und die zeitgenössische Medienberichterstattung darüber in der BRD und DDR.
Freitag, 4. November
- Arte beschäftigt sich um 22.35 Uhr mit „Maria, Mutter Christi“. „Die Marien-Thematik sprengt längst den Rahmen der Religion, nicht zuletzt aufgrund ihres bedeutenden Einflusses auf die abendländische Kunst und ihrer Symbolkraft jenseits von Konfession und Glaube. Ursprünglich ein Produkt römisch-katholischer Dogmen, prägte der Marien-Mythos im Laufe der Jahrhunderte auf mehr oder weniger explizite Weise die gesamte westliche Kultur und ging mit ihr um die ganze Welt. Zusammen mit den ehemaligen Karmelitinnen Schwester Claire und Schwester Agnès de la Croix, mit der Historikerin Miri Rubin, dem Theologen, Philosophen und Psychoanalytiker Eugen Drewermann und dem Schriftsteller, Essayist und Übersetzer Pierre-Emmanuel Dauzat erzählt Filmemacherin Dominique Gros Marias Geschichte und stellt die unterschiedlichen Sichtweisen neutral und vorurteilslos gegenüber.“
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