Historienfilme und ihre Geschichtsbilder
Und noch eine Kritik am deutschen Geschichtsfernsehen!
Auf dem „Geschichtsblog“ schreibt Stefan Sasse „Zum Elend des deutschen Geschichtsfernsehens“.
Er untersucht die vier Kino- und Fernsehfilme „Der Untergang“ (Deutschland 2004), „Die Flucht“ (Deutschland 2007), „Die Gustloff“ (Deutschland 2007) und „Die Luftbrücke“ (Deutschland 2005), die sich allesamt filmisch mit dem Ende des Dritten Reiches bzw. dem Beginn des Kalten Krieges auseinandersetzen. Sasse sieht in ihnen bei aller handwerklichen Qualität die „konservative Amalgam der Relativierung des Dritten Reiches.“ Sein vorweg genommenes Fazit lautet: „Man muss es sagen wie es ist: die Machart der Filme ist stets professionell, spannend und mitreißend, die Botschaft dagegen ist revisionistische Kacke. Man verzeihe mir die harte Wortwahl, aber man kann es kaum netter sagen.“
Nachdem Stefan Sasse die vier Filme näher beleuchtet hat, kommt er abschließend zu der Feststellung: „Gefährlich für das geschichtliche Bewusstsein der Deutschen sind diese Filme alle. Sie relativieren die Nazizeit in einer Weise, die eine reflektierte und sinnvolle Beschäftigung mit ihr praktisch unmöglich macht, schaffen einen in grellen Schwarz- und Weißtönen gehaltenen Gründungsmythos der BRD und entledigen sich quasi auf dem kalten Wege jeder Mitschulddiskussion der Deutschen.“
Es lohnt sich, Stefan Sasses Beitrag in Gänze zu lesen.
Ich kenne nur zwei der vier angesprochenen Filme in Gänze (Untergang und Güstrow), kann mich der Kritik aber anschließen. Während im „Untergang“ allein die Person Hitlers den Zusammenbruch Deutschlands und das Elend des Krieges darstellt (ausgenommen vielleicht Magda Goebbels [Corinna Harfouch], die mit einer unglaublichen Kälte als Überzeugungstäterin ihre eigenen Kinder ermordet), haben mich in „Die Gustloff“ die extrem klischeehafte Darstellung „der Russen“ erschreckt. Glaubt man der Filmdarstellung waren es kaltblütige Mörder und Vergewaltiger, die über die arme deutsche Bevölkerung herfielen. Die Versenkung eines Flüchtlingsschiffes passt dann letztlich ins Bild. Mein Eindruck war: Es wird völlig unkritisch das „Kalte Krieg“-Motiv von der „roten Gefahr“ in Szene gesetzt und so nachträglich die Nachkriegsgeschichte mit Auf- und Nachrüstung gerechtfertigt.
Zu beachten ist m. E. auch, dass in die Zeit der Entstehung dieser vier Filme die teilweise heftige öffentliche Debatte um die Errichtung eines „Zentrums gegen Vertreibungen“ fiel. In den Kontext dieser Debatte wird man die genannten Filme auch einbeziehen müssen.
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