„Deportiert ins Ghetto“
Sie läuft schon, die Ausstellung „Deportiert ins Ghetto. Die Deportationen der Juden aus dem Rheinland im Herbst 1941 ins Ghetto Litzmannstadt (Lódz)“ im Industriemuseum Oberhausen. Leider komme ich erst jetzt dazu, einen Hinweis auf meinen Blog zu setzen. Da aber die Ausstellung noch bis zum 23. Juni 2013 zu sehen sein wird, lohnt es sich noch.
Als im Herbst 1941 die Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Rheinland und Westfalen begann, war das der Auftakt zum Holocaust, dem Mord an den Juden in Europa. Am Beispiel von über 3.000 Frauen, Männern und Kindern, die in das Ghetto von Litzmannstadt (Lódz) deportiert wurden, wird gezeigt, was dies konkret bedeutete. Unter den Opfern befanden sich auch über 50 Oberhausener Juden, 29 Frauen und 21 Männer. Die Ausstellung zeigt das Leben der rheinischen Juden seit ihrer Deportation ins Ghetto Litzmannstadt. Von den 3.014 Menschen aus unserer Region, die im Oktober 1941 von den Nationalsozialisten gezwungen wurden ihre Heimat zu verlassen, überlebten nur die allerwenigsten.
Zahlreiche Fotos und Dokumente rekonstruieren in der Ausstellung individuelle Schicksale. So hatte das kinderlose Ehepaar Rosa und Jakob Hillmann in Oberhauen in der Moltkestraße 125 gewohnt. Er hatte als Kaufmann gearbeitet, bis die Firma „arisiert“ wurde. Im Oktober 1941 wurden sie nach Litzmannstadt deportiert. Von dort schrieb Rosa Hillmann am 27. Dezember 1941 nach Oberhausen:
„Mein Mann liegt seit 14 Tagen mit Lungenentzündung zu Bett, ich ebenfalls an Darm- und Gallenblasenentzündung, alles kostet sehr viel & wir haben ja nichts… Ich kann unmöglich an jeden schreiben, die Geldverhältnisse erlauben es uns nicht. Grüssen Sie alle, alle Bekannten herzlich von uns, wir denken viel an alle. … Antworten Sie bald auf Antwortkarte & und wenn wir auch nicht schreiben, so geben Sie trotzdem Nachricht, ich bitte Sie sehr, sehr. Sagen Sie auch allen dort Bescheid.“
Rosa Hillmann starb am 17. Juli 1942 im Alter von nur 45 Jahren im Ghetto. Ihr Mann Jakob überlebte den furchtbaren Ghettoalltag noch zwei Jahre. Am 9. Juli 1944 wurde im Ghetto seine Todesbescheinigung ausgefüllt. Als Todesursache wurde dem gerade 50-Jährigen „akute Herzmuskelschwäche“ bescheinigt, eine typische Folge der jahrelangen Mangelernährung.
Die Ausstellung wurde erstellt vom Arbeitskreis der NS-Gedenkstätten und –Erinnerungsorte in NRW und erarbeitet von der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln in Kooperation mit dem Staatlichen Archiv ?ódz‘. Das LVR-Industriemuseum zeigt die Ausstellung in Kooperation mit der Gedenkhalle Oberhausen.
Wo: LVR-Industriemuseum, Galerie der Zinkfabrik Altenberg, Hansastraße 20, 46049 Oberhausen
Wann: Öffnungszeiten: Di – Fr 10-17 Uhr, Sa, So und an Feiertagen 11-18 Uhr;
Eintritt: Regulärer Museumseintritt
Hier noch der Link zu den entsprechenden Seiten des Industriemuseums und der Gedenkhalle Oberhausen.
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