Martinsumzüge

Heute ist es wieder soweit: der Tag des heiligen Martin ist gekommen. Alle, die Martin heißen, können heute ihren Namenstag feiern und die (kleineren) Kinder ziehen diese Tage mit Laternen durch die Straßen.

"St. Martin" bei einem Martinszug

"St. Martin" bei einem Martinszug

(Bildnachweis: Farruska)

Der Namenspatron dieses Festes lebte im 4. Jahrhundert, der Brauch des Martinszuges ist dagegen viel jünger.

St. Martin ist einer der bekanntesten Heiligen seit dem Mittelalter. Der römische Soldat, der sich zu Christus bekehrte, aus dem Militärdienst ausschied, um erst Mönch und dann Bischof der südfranzösischen Stadt Tours zu werden, hat durch seine frühe Verehrung im fränkischen Reich einen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad gefunden. Martin von Tours starb am 8. November 397 im Alter von etwa 81 Jahren in Candes. Drei Tage später, am 11. November wurde er feierlich bestattet, und dieser Tag ist bis heute der kirchliche Gedenktag dieses Heiligen. Bald schon wurden in ganz Europa Kirchen dem hl. Martin geweiht, und es entwickelte sich ein vielfältiges Brauchtum am Martinstag.

Der bekannteste Brauch ist sicherlich die Darstellung der Mantelteilung, die auch heute noch bei vielen Martinszügen nachgestellt wird.

http://www.wga.hu/frames-e.html?/html/g/greco_el/13/index.html

(Bildnachweis: El Greco: Martin und der Bettler, um 1597 – 99, National Gallery of Art in Washington )

Unter den vielen Martinsbräuchen ist dies wohl auch der einzige, der einen direkten Bezug zu Martin von Tours aufweist.

Das heutige Brauchtum ist dagegen nicht so alt, wie man vielleicht meinen könnte. Es hat vielmehr seine Wurzeln im 19. Jahrhundert. Damals „feierte man das Fest zu Hause oder in einer Schenke mit Freunden durch Speis und Trank. In den Pfarrgemeinden zogen Kindergruppen auf Heischegängen.“ (Manfred Becker-Huberti, Martinsbräuche)
Um 1900 erlebte das Martinsbrauchtum ausgehend vom Niederrhein einen neuen Aufschwung. Es kommen die Kinderumzüge mit Laternen und Martinsdarsteller auf, wie wir sie heute kennen. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde diese junge Tradition jäh unterbrochen, erst nach 1945 konnte man wieder daran anknüpfen.

Bundesarchiv, Bild 194-0448-38 / Lachmann, Hans / CC-BY-SASt.-Martins-Umzug in Urdenbach 1948

(Bildnachweis: Bundesarchiv, Bild 194-0448-38 / Lachmann, Hans / CC-BY-SA)

Obgleich die Martinszüge als Form des Heiligengedenkens und ~verehrens eigentlich ein eher katholisches Phänomen sind, wird dieser Brauch auch in evangelischen Regionen und Gemeinden aufgegriffen. Teilweise gibt es auch ökumenische Martinszüge, oder es werden nur Laternenumzüge ohne religiösen Bezug angeboten. In manchen Gegenden (z. B. in Erfurt) „werden Brauch und Lieder oft auf Martin Luther bezogen.“ (Wörterbuch der deutschen Volkskunde, Art. hl. Martin, Stuttgart 1974, S. 541) — Martin Luther erhielt übrigens von seinen Eltern den Vornamen „Martin“, weil er am 10.11.1483 geboren und einen Tag später am 11.11.1483, dem Martinstag, getauft wurde.

Hier noch zwei Links mit weiterführenden Informationen:

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