Neues Internetportal „Rheinische Geschichte“

Gestern wurde in Bonn das Internetportal „Rheinische Geschichte“ eröffnet, das der Landschaftsverband Rheinland (LVR) auf die Beine gestellt hat. Das Ereignis wurde mit einem eintägigen Kolloquium zur rheinischen Geschichte gewürdigt, ehe am Abend der offizielle Startschuss gegeben und das ganze mit einem „Rheinischem Imbiss“ abgeschlossen wurde.

Ich hatte die Möglichkeit, an diesem Ereignis teilzunehmen, da ich auch mit zwei Artikeln an diesem Portal beteiligt bin.
Auf das Portal selbst werde ich in einem gesonderten Beitrag eingehen. An dieser Stelle soll erst einmal ein kurzer Bericht über das Kolloquium stehen.

Veranstaltungen, die um 9.30 Uhr in Bonn beginnen, sind für jemanden, der aus Oberhausen mit dem PKW anreist, immer eine gewisse Herausforderung, denn die aktuelle Verkehrslage lässt eine stressfreie Anfahrt nur selten zu. Immerhin schaffte ich es, gerade so pünktlich zu kommen (und brauchte für die Hinfahrt 20 Minuten weniger als für die Rückfahrt am Abend).

Das Programm war vielversprechend. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Leiter des Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte, Dr. Eckhard Bolenz, sollte das Internetportal in seiner Entstehung, seinem inhaltlichen Aufbau und seiner technischen Umsetzung von der Leiterin des Projekts, Frau Prof. Dr. Margret Wensky und der technischen Leiterin, Ute Pantenberg, vorgestellt werden.
Da ich auf das Portal selbst in einem gesonderten Beitrag (wahrscheinlich Anfang nächster Woche) zu sprechen kommen werde, beschränke ich mich hier auf den Hinweis, dass das Team um Margret Wensky vom Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte seit vier Jahren an diesem Projekt gearbeitet hat. Der Landschaftsverband Rheinland zieht damit endlich auf dem Feld historischer Internetportale dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe nach, dessen Portal „Westfälische Geschichte“ immerhin seit fast sechs Jahren freigeschaltet ist! Technisch realisiert wurde das Internetportal von der LVR-Tochter InfoKom, was durch einen eigenen Vortrag hervorgehoben wurde.

Die zwei Hauptvorträge des Vormittags behandelten die Rheinische Geschichte in einer Art „Schnelldurchlauf“, wobei der römerzeitlichen Geschichte ein besonderer Schwerpunkt mit dem Referat von Prof. Dr. Konrad Vössing „Römer und Germanen im Rheinland der Antike“ gewidmet wurde. In einem zweiten Vortrag behandelte dann Prof. Dr. Manfred Groten die Territorialgeschichte des Rheinlands im wesentlichen vom Frühmittelalter bis zur Gründung der Rheinprovinz: „Die Rheinlande. Konstanz und Wandel ihrer politischen Raumordnungen von der Spätantike bis zur Gegenwart“.

Nach der Mittagspause folgten vier Vorträge, die verschiedene Themengebiete im Blick auf die rheinische Geschichte zum Gegenstand hatten.

Drs. Peter Burggraaff vom Institut für Integrierte Naturwissenschaften, Abteilung Geographie der Universität Koblenz-Landau beschäftigte sich mit der Bedeutung des Flusses, der schließlich dieser Region ihren Namen gab: „Der Rhein – Geographie (Geologie) und Geschichte“.

Privatdozent Dr. Ralf Forsbach referierte unter dem Titel „Heilen im Rheinland – Von Hildegard von Bingen bis zur embryonalen Stammzellenforschung“ über die Entwicklung der medizinischen Versorgung im Rheinland vom Mittelalter bis in die Gegenwart und ging dabei auch auf die Einrichtung psychiatrischer Heil- und Pflegeanstalten und deren Rolle vor und währen des „Dritten Reichs“ ein.

Anhand einiger exemplarischer Geistesgrößen der rheinischen Geschichte beleuchtete Dr. Susan Gottlöber die Entwicklung philosophischer Fragestellungen im Lauf der Geschichte: „Philosophie und Geistesleben im Rheinland“. Im Einzelnen zog sie einen roten Faden von Nikolaus von Kues über Peter Wust und Edith Stein zu Hans Jonas und schließlich Rudolf Carnap, deren biographische Artikel im Portal allesamt auch von ihr verfasst wurden.

Im letzten Vortag des Tages referierte schließlich Dr. Arnd Küppers (Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle, Mönchengladbach) über „Soziale Ideen und soziale Bewegungen im Rheinland des 19. und 20. Jahrhunderts“, wobei er besonders die Bedeutung der christlich-sozialen Bewegung betonte, die gerade im Rheinland ihren Schwerpunkt hatte und teilweise eine echte Konkurrenz zur sozialistisch/sozialdemokratischen Bewegung darstellte. Er beleuchtete auch ihren Einfluss auf die Entstehung des Konzeptes der Sozialen Marktwirtschaft und ihren eher geringen Einfluss auf die wirtschaftlichen Konzepte der CDU nach dem 2. Weltkrieg. Hier setzte sich der wirtschafstliberale Ansatz eines Ludwig Erhardt durch.

Ich will die Vorträge hier nicht näher besprechen, da sie in den kommenden Wochen auf dem Portal online zu finden sein werden. Wenn es soweit ist, werde ich sie an dieser Stelle natürlich verlinken.

Im Anschluss an die Vorträge und zum krönenden Abschluss gaben Margret Wensky und Ute Pantenburg zusammen mit Karl Gormanns, stellv. Vorsitzender des Kulturausschusses der Landschaftsversammlung, das Internetportal frei (unnötig zu sagen, dass das Portal bereits den ganzen Tag im Zwischennetz erreichbar war).

Das Kolloquium war eine gelungene Veranstaltung mit sehr dichten Vorträgen. Neues war für den Spezialisten nicht zu erwarten, geboten wurden grundlegende Überblicksdarstellungen zu teilweise sehr speziellen Themenbereichen. Besonders die philosophischen Betrachtungen von Susan Gottlöber waren für viele Teilnehmer dennoch eine ungewohnte, aber sehr lohnende Herausforderung.

Hier die Pressemitteilung des LVR.

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